Am 9. Juni 2024 stimmt die Schweizer Bevölkerung über die Vorlage für eine sichere Stromversorgung ab. Diese Vorlage beinhaltet zahlreiche Gesetzesänderungen zur Förderung erneuerbarer Energien und fordert unter anderem Effizienzsteigerungen von Stromlieferanten sowie schweizweite Effizienzprogramme.
Laut der Vorlage müssen Stromlieferanten, die bestimmte Kriterien erfüllen, „jährliche Stromeinsparungen durch Effizienzsteigerungen im Umfang von 2 Prozent ihres Referenzstromabsatzes“ nachweisen. Zudem sind „Massnahmen zur Effizienzsteigerung nur dann zulässig, wenn ihre Stromeinsparung gemessen oder berechnet werden kann“ (gemäss Kapitel 7a der Vernehmlassungsvorlage 2).
Damit werden nur Effizienzmassnahmen anerkannt, die messbar sind. Doch welche Massnahmen sind überhaupt messbar? Könnte es effektive Massnahmen geben, die aktuell nicht messbar sind?
Diese neuen Regelungen nehmen wir zum Anlass, einige unserer Gedanken zur Messung von Effizienzmassnahmen im Schweizer Gebäudepark zu teilen. Diese Überlegungen basieren auf der Masterarbeit von Sarah Schneeberger bei geoimpact aus dem Jahr 2022. In dieser Arbeit haben wir die Sanierungshistorie von Gebäuden anhand von Baugesuchsdaten von Docu Media Schweiz untersucht und ein Framework entwickelt, das den Einfluss einzelner Sanierungsmassnahmen auf die Reduktion des Wärmeverbrauchs mithilfe eines Machine Learning-Modells abschätzt.
Im unten verlinkten Vortrag von Thilo Weber, Data Scientist bei der geoimpact AG, beleuchten wir die Messung von Energieeffizienzmassnahmen im Gebäudepark, sowohl im Wärme- als auch im Strombereich. Dies geht über die in der Vorlage für eine sichere Stromversorgung geforderte Stromeffizienz hinaus.
Der Vortrag von Thilo Weber wurde an den Applied Machine Learning Days 2024 in Lausanne gehalten.
Das Fazit des Vortrags: Derzeit sind die tatsächlichen Auswirkungen der meisten Effizienzmassnahmen in Gebäuden, sowohl im Wärme- als auch im Strombereich, nicht messbar und somit nicht für das neue Stromgesetz anrechenbar, selbst wenn dieses am 9. Juni 2024 von der Bevölkerung angenommen wird. Mit einer strukturierten Erfassung spezifischer Datenattribute, wie den durchgeführten Sanierungsmassnahmen an Gebäuden und den jährlichen Wärme- und Stromverbräuchen, wäre ein solches Monitoring jedoch realisierbar.
Video-Aufzeichnung des Vortrags von Thilo Weber (in englischer Sprache)
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